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Nachruf

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ trauert um ihren langjährigen Vorsitzenden und engagierten Weggefährten der Kinder- und Jugendhilfe

Reiner Prölß

Referent für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg a.D

Am 1. Februar 2025 verstarb unerwartet im Alter von 71 Jahren Reiner Prölß, der nicht nur von 2000 bis 2006 Vorsitzender der AGJ war, sondern sie seit vielen Jahren bis heute begleitete. Als engagierter Vertreter der Kinder- und Jugendarbeit, wurde er im Jahre 2000 auf Vorschlag der Jugendverbände und Landesjugendringe zum Vorsitzenden der AGJ gewählt. Seine Biografie in ehrenamtlichen und beruflichen Stationen war geprägt von den Erfahrungen, die er in dem Jugendverband der SJD-Die Falken und in Funktionen im Kreisjugendring Nürnberg und im Bayerischen Jugendring gemacht hatte. Und sie war geprägt von einer Hinwendung zur Kinder- und Jugendhilfe, immer in der Überzeugung, dass mit ihren fachlichen Möglichkeiten für alle Kinder – ein gelingendes Aufwachsen ermöglicht werden kann – auch und vor allem für jene Kinder, die in benachteiligten Lebenswelten aufwachsen. Auch seine Funktionen auf kommunaler Ebene als Leiter des Jugendamtes der Stadt Nürnberg und von 2005 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 2020 als Referent für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg war geprägt von der Ausgestaltung der Kinder- und Jugendhilfe. Es war nur folgerichtig, dass er diese Grundperspektive auch in die Arbeit und in das Engagement der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ einbrachte und sie mit zahlreichen Impulsen prägte. 

Reiner Prölß wurde Vorsitzender in einer Zeit, die von den Ergebnissen der PISA-Forschung dominiert war und die es erforderlich machten, dass sich die Kinder- und Jugendhilfe in die Bildungsdiskussion einmischte. Mit den „Leipziger Thesen: Bildung ist mehr als Schule – Zur aktuellen bildungspolitischen Debatte“ im Jahre 2002 schärfte die AGJ ihr Bildungsverständnis und wies der Kinder- und Jugendhilfe mit einem klaren Bildungsauftrag einen unverzichtbaren gesellschaftspolitischen Auftrag zu. Vehement trat Reiner Prölß in den Debatten vor allem gegenüber denen auf, die Bildung als eine ausschließliche Aufgabe der klassischen, formalen Institutionen sah und der Kinder- und Jugendhilfe lediglich eine sozialpädagogische Ausgleichfunktion zuweisen wollten. Deutlich formulierte Reiner Prölß dies insbesondere in der Debatte um die Einführung der Ganztagsschule und dem Engagement des Bundes mit seinem auf vier Jahre angelegten „Investitionsprogramm Zukunft -Bildung und Betreuung“. Die Kinder- und Jugendhilfe in diesem Prozess zu stärken war daher ein ebenso wichtiges Ziel wie auch die Begleitung und Unterstützung einer „Neupositionierung der Jugendpolitik“ wie sie im Zwölften Kinder- und Jugendbericht des Bundes formuliert wurde. 

Vermitteln und Überzeugen, kompetent auch im Auftreten sowohl nach innen wie nach außen – auch daher war Reiner Prölß ein anerkannter Gesprächspartner im politischen Raum. Geradezu ideal für die AGJ war es, mit Reiner Prölß zudem einen Vorsitzenden zu haben, der ein Meister in der Kommunikation zwischen den Säulen mit ihren oftmals sehr unterschiedlichen Interessen und fachlichen Belangen war. So engagiert wie er in seiner Rolle auf der Bundesebene war, so gewinnbringend war für die AGJ sein Bestreben zu pragmatischen Lösungen bei der Zusammenführung der verschiedenen Positionen der Vertreter*innen ihrer Mitgliedsverbände zu kommen. Auf zwei Jugendhilfetagen, einmal auf dem 11. Jugendhilfetag kurz nach der Übernahme des Vorsitzes in seiner Heimatstadt Nürnberg im Jahr 2000 und auf dem 12. Jugendhilfetag im Jahre 2004 in Osnabrück konnte er die themenbezogenen Positionen der AGJ und somit das Profil der AGJ in der Kinder- und Jugendhilfe deutlich vertreten. 

Nach seiner Zeit als Vorsitzender war er der AGJ weiter ein fachlicher und jugendhilfepolitischer Wegbegleiter. Er hat die AGJ in ihrem Profil und ihren Aufgaben weiter unterstützt. 

Reiner Prölß war wichtiger Partner und Mitgestalter der Kinder- und Jugendhilfe. Die AGJ ist ihm zu großem Dank verpflichtet und wird ihn in guter Erinnerung behalten.

Diesen Nachruf verfasste Prof. Klaus Schäfer Staatssekretär a. D. und langjähriger Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ