Jugendpolitisches Programm zum 18. Kinder- und Jugendhilfetag setzt klares Zeichen für Demokratie und Generationengerechtigkeit

 

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Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ und die Zuwendungsgeber des 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetags (DJHT), das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das Sächsische Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Stadt Leipzig, haben heute im Heizhaus Leipzig erstmals das jugendpolitische Programm zum größten Jugendhilfegipfel in Europa vorgestellt. Darüber hinaus wurde das umfangreiche Leistungsangebot des 18. DJHT präsentiert, der vom 13. bis 15. Mai 2025 seine Pforten in Leipzig öffnet.

Mit der Veröffentlichung des politischen Programms – dem Kinder- und Jugendpolitischen Leitpapier – wird der kritische Diskurs zu den Herausforderungen, denen sich die Kinder- und Jugendhilfe aktuell gegenübersieht, befördert. Betont wird dabei die Bedeutung der Demokratie als Lebens- und Gesellschaftsform und als notwendige Voraussetzung für die Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe. Gleichzeitig ist die Kinder- und Jugendhilfe aber auch Demokratiemotor, indem sie die rund 22 Millionen jungen Menschen in unserem Land zur Teilhabe befähigt, Vielfalt fördert und zum Abbau sozialer Ungleichheit beiträgt. Kinder- und Jugendhilfe ist ein unerlässlicher Standortfaktor!

Anja Stahmann, Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: 
„Das Motto des 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages bringt es auf den Punkt: Es geht ums Ganze, es geht um unsere Demokratie! Demokratie braucht Menschen, die sie mit Leben füllen, die ihre Stimme erheben und die Gesellschaft mitgestalten. Der Kinder- und Jugendplan des Bundes (KJP) ist dafür unverzichtbar. Junge Menschen haben das Recht, mitzubestimmen. Politische Bildung hilft ihnen dabei, sich eine eigene Meinung zu bilden und für das einzutreten, was ihnen wichtig ist. Das Bundesjugendministerium unterstützt demokratische Bildung – in der Schule, in Jugendzentren, in Vereinen und Initiativen. Und auch mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ werden Projekte und Initiativen unterstützt, die sich für Teilhabe, Vielfalt und Toleranz einsetzen. Demokratie bedeutet auch, dass die Interessen und Belange junger Menschen auch in einer alternden Gesellschaft nicht zu kurz kommen. Generationengerechtigkeit und Demokratie sind nicht voneinander zu trennen. Deshalb sagen wir: Der Generationenvertrag muss neu gedacht werden! Wir brauchen eine neue Grundlage, auf der alle Generationen in unserer vielfältigen Gesellschaft gleichberechtigt miteinander leben.“

Petra Köpping, Sächsische Staatsministerin für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt: 
„Sachsen geht zum 18. DJHT neue Wege. Für uns ist es eine Herzensangelegenheit, die Bedeutung der Kinder- und Jugendhilfe unmissverständlich hervorzuheben. Unter dem Slogan „Heute laut, morgen stark – Kinder- und Jugendhilfe als Standortfaktor“ machen wir deutlich, dass es um nichts Geringeres als unsere gemeinsame Zukunft geht. Ein klares Verständnis für die Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe besonders in Ostdeutschland ist dabei wichtig. Diese historische Perspektive spiegelt sich auch im Leitpapier zum DJHT wider: Deutschland ist von unterschiedlichen Erfahrungen in Ost und West geprägt. Die Kinder- und Jugendhilfe durchlief im Osten einen radikalen Transformationsprozess – dieser wirkt bis heute nach. Deshalb bedarf es der gegenseitigen Anerkennung – sowohl der Leistungen der Fachkräfte, die diese Prozesse gestaltet haben, als auch der unterschiedlichen Rahmenbedingungen, unter denen in den verschiedenen Regionen Deutschlands gearbeitet wird. Mit unserem Programm möchten wir für diese Aspekte sensibilisieren. Gleichzeitig gilt es, die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft in den Blick zu nehmen. Die fortschreitende Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche – mit Chancen, aber auch Risiken. Junge Menschen, ihre Familien und Fachkräfte dürfen mit diesen Fragen nicht allein gelassen werden. Auch hier hat Sachsen wichtige Impulse eingebracht, die an die Erkenntnisse unseres 6. Kinder- und Jugendberichts anschließen und ins Leitpapier zum DJHT eingeflossen sind.“

Vicki Felthaus – Bürgermeisterin und Beigeordnete für Jugend, Schule und Demokratie der Stadt Leipzig
„Mit dem Motto des 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetags setzt die AGJ ein Zeichen für Demokratie und betont die Bedeutung von Teilhabe junger Menschen. Leipzig, Stadt der gelebten Demokratie und der Friedlichen Revolution, bietet dafür als Ausrichterin den perfekten Rahmen. Wie gewinnen wir junge Menschen für Demokratie? Indem wir sie beteiligen. Das erfordert Entschlossenheit, Ergebnisse zu berücksichtigen, und Gespräche auf Augenhöhe über Machbares und Grenzen. Ein Beispiel ist das Leipziger Jugendparlament, das Jugendlichen ermöglicht, Anliegen einzubringen und Einfluss auf kommunale Entscheidungen zu nehmen. Es ist aber mindestens genauso wichtig, diejenigen zu erreichen, die sich nicht in solchen Formaten engagieren. Um auch ihre Meinung zu erfahren, führen wir in Leipzig Jugendbefragungen durch, um umfassende Erkenntnisse über die Bedürfnisse und Wünsche aller Kinder und Jugendlichen zu erhalten. In Deutschland sind familiale und sozioökonomische Verhältnisse oft entscheidend für Bildungsbeteiligung und Kompetenzerwerb. Materielle Armut gefährdet Bildungsbiografien und macht eine präventive, strukturelle Armutsbekämpfung unabdingbar, um soziale Ungleichheit zu verringern und die demokratiefördernde Funktion der Kinder- und Jugendhilfe zu stärken. Unter dem Motto „Leipzig lebt Demokratie und Vielfalt“ präsentiert Leipzig beim 18. DJHT innovative Projekte, die zeigen, wie Beteiligung junger Menschen gestärkt werden kann.“

Prof. Dr. Karin Böllert, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ, Universität Münster
„Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ setzt mit ihrem Motto zum 18. DJHT „Weil es ums Ganze geht. Demokratie durch Teilhabe verwirklichen!“ ein Zeichen für: Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit, Vielfalt und Freiheit. Demokratie bedeutet politische Beteiligung. Sie kann nur gelingen, wenn jungen Menschen und ihren Familien Teilhabe ermöglicht wird und sie Teil einer demokratischen Gesellschaft sein können. Dafür brauchen sie eine verlässliche soziale Infrastruktur, die ihre Belange erkennt, sie unterstützt und fördert. Das bietet die Kinder- und Jugendhilfe! Ohne bedarfsgerechte Investitionen kann sie jedoch ihre gesellschaftlich bedeutsamen Angebote nicht aufrechterhalten. Allzu oft wird aus dem Blick verloren, dass die Kinder- und Jugendhilfe einen wesentlichen Beitrag zum Wohlstand unseres Landes leistet, u.a. durch die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit durch die Kitas, die Herstellung von Chancengleichheit, Wege etwas auszuprobieren und zu lernen. Deswegen sind Investitionen in diesem Bereich nicht Subventionen, sondern Investitionen für die Zukunft aller. Geld ist dabei nicht alles: Wichtig ist uns auch dem Fachkräftemangel in der Kinder- und Jugendhilfe zu begegnen. Außerdem gilt: Vielfalt bereichert. Eine Gesellschaft ohne Zuwanderung ist nicht mehr vorstellbar und nicht überlebensfähig. Eine Willkommenskultur ist deswegen ein wichtiger Faktor, um den Standort Deutschland attraktiv zu halten. Zuwanderung sollte als Realität und Chance anerkannt werden.“

Das Kinder- und Jugendpolitische Leitpapier benennt klare Herausforderungen angefangen von Armutsprävention, u.a. durch eine Kindergrundsicherung und Chancengerechtigkeit über Beteiligung und Digitalisierung bis hin zu einem neuen Generationenvertrag und der bedarfsgerechten Förderung der Kinder- und Jugendhilfe. 
Sie kann nur begrenzt soziale Schieflagen beheben und es bedarf weiterer Akteure, um diese abzubauen.

Der DJHT soll einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie leisten und gemeinsam mit jungen Menschen Lösungsansätze für die aktuellen Herausforderungen entwickeln. Ziel ist, dass die Generation U 27 eine gerechte und lebenswerte Zukunft hat. 
Geboten werden an den drei Tagen an die 300 Fachveranstaltungen und auf einer Messefläche von 20.000 Quadratmetern nahezu 300 Messestände. Es präsentieren sich Öffentliche Träger, Fachorganisationen sowie Dienstleiterinnen und Dienstleister, bundesweit tätige und lokale Akteure sowie gemeinnützige und kommerzielle Ausstellerinnen und Aussteller. Ein besonderes Highlight sind außerdem fünf zentrale Veranstaltungen, neben Eröffnung und Abschluss auch der Abend der Begegnung am 14. Mai, ein Kinder- und Jugendpolitisches Forum und ein gesellschaftspolitisches Forum, zu denen sich auch politische Prominenz angekündigt hat. Eröffnung und Abschluss werden zusätzlich live gestreamt und bilden zusammen mit zwölf digitalen Lunch Break Sessions den digitalen DJHT. Das Forum Berufseinstieg in der Glashalle widmet je einen halben Tag der Berufsorientierung, der Berufseinmündung nach Ausbildung/Studium, dem Seiten- und Quereinstieg. Dies ist somit auch besonders attraktiv für Schülerinnen und Schüler sowie für Studierende. Zum 18. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag werden über 30.000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Der Eintritt ist kostenfrei.

Hintergrund 
Seit 1964 veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ alle drei bis vier Jahre den Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT). Der DJHT ist das größte Branchentreffen der Kinder- und Jugendhilfe und ihrer Schnittstellenbereiche in Europa. Mit seinen vielseitigen und kreativen Angeboten im Fachkongress und auf der Fachmesse ist er Kommunikationsplattform, Ideenbörse und Zukunftsschmiede. Der DJHT leistet so einen wesentlichen Beitrag, damit junge Menschen gut aufwachsen können, und er befördert zudem die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe.

Der 18. Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Sächsische Staatsministerium für Soziales, Gesundheit und Gesellschaftlichen Zusammenhalt (SMS) und die Stadt Leipzig.

Weitere Infos zum DJHT erhalten Sie unter: https://www.jugendhilfetag.de/.
Zum Kinder- und Jugendpolitischen Leitpapier: 
www.agj.de/fileadmin/files/positionen/2025/Leitpapier_18_DJHT_final.pdf