Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Kinder- und Jugendhilfepreises 2020
FÖRDERUNG VON INNOVATIONEN FÜR DIE KINDER- UND JUGENDHILFE
Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ hat am 3.12.2020 die Preisträger*innen des Deutschen Kinder- und Jugendhilfepreises 2020 – Hermine-Albers-Preis – gewürdigt. Der Preis wurde dieses Jahr in den drei Kategorien Praxis, Theorie- und Wissenschaft sowie Medien vergeben. Ermittelt wurden die diesjährigen Preisträger*innen von einer elfköpfigen Jury aus 95 eingereichten Bewerbungen. Da die Preisverleihung wegen der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht stattfinden konnte, wurden die Preisträger*innen und ihre Arbeiten in vier Kurzfilmen vorgestellt. Die Filme sind zu finden unter:
https://www.youtube.com/channel/UCGxHwYkR3vURPJkUcjlPa9A
Darüber hinaus widmete sich die FORUM Jugendhilfe Ausgabe 4/2020 dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfepreis 2020. In der Ausgabe finden Sie die Beiträge der Preisträger*innen, die Laudationes sowie Fachbeiträge zum Ausschreibungsthema des Praxispreises "Jugendarbeit in ländlichen Räumen". FORUM Jugendhilfe 4/2020
„Mit der Verleihung des Kinder- und Jugendhilfepreises zeichnen wir herausragendes Engagement und besondere Leistungen aus,“ sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ, Prof. Dr. Karin Böllert, anlässlich der Würdigung. „Jedes Mal aufs Neue bin ich begeistert von der Qualität der Einreichungen. Der Preis macht einem großen Publikum das wichtige Wirken der Kinder- und Jugendhilfe für Kinder, Jugendliche und ihre Familien sichtbar. Ich bin sehr froh, dass die AGJ diese Auszeichnung vergeben darf und so einen Beitrag zu Innovation in der Kinder- und Jugendhilfe leistet. Wir danken den Obersten Jugend- und Familienbehörden der Länder wirklich sehr, dass sie diesen Preis stiften. Den Preisträger*innen gratuliere ich im Namen der AGJ ganz herzlich zum Deutschen Kinder- und Jugendhilfepreis 2020 und danke Ihnen für ihr Engagement!"
Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ vergibt den Deutschen Kinder- und Jugendhilfepreis – Hermine-Albers-Preis seit 1955. Bis heute sind an die 70 Preise und viele Anerkennungen vergeben worden. Der Preis ist pro Kategorie mit 4.000 Euro dotiert. Darüber hinaus kann in jeder Kategorie auch eine Anerkennung vergeben werden, die jeweils mit einem Geldbetrag von 1.000 Euro versehen ist.
Der Vorstand der AGJ hatte den diesjährigen Praxispreis zum Thema „Jugendarbeit im ländlichen Raum“ ausgeschrieben. Der Medienpreis sowie der Theorie- und Wissenschaftspreis hatten keine Themenbindung.
„Der Deutsche Kinder- und Jugendhilfepreis – Hermine-Albers-Preis – ist so etwas wie der Oscar der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland. Wir können immer noch besser darin werden, Kinder und Jugendliche zu unterstützen, ihre Rechte zu verwirklichen. Mit dem Preis zeichnen wir diejenigen aus, die das schon besonders gut tun. In diesem Sinne gratuliere ich allen Preisträger*innen auch im Namen der Jury ganz herzlich zur Verleihung des Deutschen Kinder- und Jugendhilfepreises“, sagte der Vorsitzende der Jury zur Vergabe des Deutschen Kinder- und Jugendhilfepreises, Prof. Dr. Wolfgang Schröer.
Praxispreis: Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e. V. (juz-united) für die Arbeit „Engagement in Eigenregie“
Der Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung e.V. ist das Dach von 140 selbstverwalteten Jugendzentren, Jugendtreffs und -clubs im Saarland. Die überwiegende Mehrheit von ihnen gibt es in ländlichen Räumen. Der Verband fördert und unterstützt die bestehenden Jugendzentren und hilft bei Neugründungen.
Begründung der Jury: „Die Arbeit von juz-united ist absolut preiswürdig. Besonders hervorzuheben sind hier die Hilfe zur Selbsthilfe und eine ausgeprägte Beteiligung von jungen Menschen durch Selbstorganisation. Die Arbeit von juz-united trägt dazu bei, dass junge Menschen auf dem Land gut aufwachsen können.“
Weitere Informationen zu juz-united sind zu finden unter: https://juz-united.de
Theorie- und Wissenschaftspreis: Dr. Benedikt Hopmann für die Dissertation „Inklusion in den Hilfen zur Erziehung. Ein capabilities-basierter Inklusionsansatz“
Der Forschungsanlass dieser Arbeit war die Feststellung, dass in der Debatte um die inklusive Lösung noch nicht alle offenen Fragen nach dem „Point of Inclusion“ hinreichend geklärt sind, um sich den Umsetzungsaufgaben von Inklusion zuwenden zu können. Wenn also Inklusion die Antwort zu sein scheint: Was war nochmal die Frage?
Begründung der Jury: „Einhelliges Votum der elfköpfigen Jury: eine absolut preiswürdige Dissertation. Sie leistet einen elementaren Beitrag zu dem, was im Rahmen der aktuellen SGB-VIII-Reformprozesse als ‚Inklusive Lösung‘ diskutiert wird. Denn wenn Inklusion nicht nur eine Formel, sondern auch rechtlich und praktisch wirksam vorangetrieben werden soll, brauchen wir theoretische Werke, mit denen wir Rück- und Fortschritte genau beleuchten und resümieren können. Genau dafür steht die Arbeit von Dr. Benedikt Hopmann.“
Die Dissertation finden Sie unter: https://pub.uni-bielefeld.de/record/2936393
Medienpreis: Sanja Hardinghaus für die Spiegel-TV-Reportage „Der Kinderretter“
(3 Reportagen: „Der Kinderretter – Sein schwerster Fall“; „Der Kinderretter – Familien in Not“; „Der Kinderretter – Mütter am Ende“). Veröffentlicht in Sat 1 am 27. März 2018; 3. April 2018 und 17. April 2018.
Die Journalistin Sanja Hardinghaus hat für ihre Reportagereihe „Der Kinderretter“ den Sozialpädagogen Florian Fischer vom Jugendamt Braunschweig monatelang bei seiner Arbeit begleitet. Entstanden sind daraus drei Reportagen, die Einblicke in eine soziale Wirklichkeit geben, die sonst im Verborgenen bleibt.
Begründung der Jury: „Sanja Hardinghaus ist eine herausragende und moderne Reportagereihe gelungen. Gezeigt wird eindringlich die Palette familiärer Probleme und die Arbeit des Jugendamtes. Dabei gibt es keine Verlierer, auf die mit Fingern gezeigt wird, sondern es geht sachlich darum, wie die Familien ihre Situation verbessern können.“
Die Filme der „Kinderretter“ finden Sie unter:
Anerkennung Medienpreis: Christiane Hawranek und Pia Dangelmayer ausgesprochen für die dreiteilige Podcast-Serie „Die Tablettenkinder“
Veröffentlicht im Bayerischen Rundfunk am 9. Mai 2018
In der Podcast-Serie von Christiane Hawranek und Pia Dangelmayer vom Bayerischen Rundfunk/BR Recherche „Die Tablettenkinder“ geht es um einen wenig beachteten Aspekt der Heimerziehung in Deutschland. Pharmafirmen haben bis in die 1970er-Jahre hinein an Heimkindern Medikamente getestet – ohne Einverständnis, Die Aufarbeitung dieses Unrechts geht in Bayern schleppend voran. Offiziell ist dem Freistaat nur ein einziger Fall bekannt. Nachforschungen vom Bayerischen Rundfunk/BR Recherche zeigen: Es gibt Hinweise auf mehr Testreihen.
Begründung der Jury: „Die dreiteilige Podcast-Serie ‚Die Tablettenkinder‘ ist aus Sicht der Jury deswegen anerkennungswürdig, da sie einen wenig beachteten Teil der Geschichte der Heimerziehung in das Licht der Öffentlichkeit rückt. Darüber hinaus ist der enorme Rechercheaufwand beeindruckend.“
Die Podcasts finden Sie unter: https://www.br.de/mediathek/podcast