FORUM 2/2022 – Im Fokus: Gesundheitsförderung in der Kinder- und Jugendhilfe
Gesundheit und Wohlbefinden sind maßgeblich für eine gelingende Entwicklung junger Menschen. Zur Förderung gesunden Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen stehen in Deutschland neben der Familie deswegen verschiedene Systeme in der Verantwortung. Zu diesen gehört auch die Kinder- und Jugendhilfe – Gesundheitsförderung und Prävention sind inhaltlicher Bestandteil ihrer Leistungen. Sie finden nicht nur in der Kindertagesbetreuung sowie weiten Teilen der Jugendarbeit Beachtung, sondern sind auch in der Familienberatung und bei der stationären Unterbringung von jungen Menschen Bestandteil der Hilfe.
Im Sinne des gesunden Aufwachsens junger Menschen sind Gesundheitsförderung und Prävention dabei keine neuen Themen in der Kinder- und Jugendhilfe. Besonders der 13. Kinder- und Jugendbericht (KJB) hat die fachliche Ausrichtung deutlich befördert, Gesundheitsförderung lebensweltlich zu verankern und als Sektorengrenzen überwindende Gemeinschaftsaufgabe zu betrachten. Weiterhin zu nennen sind das im Jahr 2007 gegründete Nationale Zentrum Frühe Hilfen, die Strategie zur Förderung der Kindergesundheit, das Bundeskinderschutzgesetz und hierzu parallel verlaufende modellhafte Präventionsprogramme wie „Kein Kind zurücklassen“. Hiervon ging jeweils ein Schub für die verbesserte Zusammenarbeit der Systeme aus. Große Hoffnungen wurden mit dem 2015 verabschiedeten Präventionsgesetz verbunden, das für alle Altersgruppen und in vielen Lebensbereichen die Grundlagen für die Zusammenarbeit von Sozialversicherungsträgern, Ländern und Kommunen in den Bereichen Prävention und Gesundheitsförderung verbesserte und auf dem der 2019 veröffentlichte Wegeweiser zum gemeinsamen Verständnis von Gesundheitsförderung und Prävention bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland aufbaute.
Gerade die letzten beiden Jahre der Corona-Pandemie haben Defizite in der Gesundheitsförderung jedoch noch einmal wie unter einem Brennglas aufgezeigt: Die soziale Herkunft verstärkte in der Pandemie einmal mehr das Ungleichgewicht von gesundheitlichen Chancen. Die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen fanden kaum Beachtung. Auswertungen zu den Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind erschreckend (z. B. Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit, Mai 2022). Bereits am 15. September 2021 legte die damalige Bundesregierung den Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA) Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona mit 26 Handlungsempfehlungen vor, die die Kommunen stark adressieren. Zurzeit stößt die Umsetzung dieser Empfehlungen jedoch auf strukturelle Grenzen. Abhilfe könnte u. a. der nun auf den Weg gebrachte Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst bringen. Zur Stärkung der Gesundheitsämter stellt der Bund dafür vier Milliarden Euro zur Verfügung. Neben der Digitalisierung und der personellen Stärkung ist der Aufbau von Vernetzungsstrukturen zur Umsetzung der Public-Health-Strategie vorgesehen. Dennoch bleibt auch hier noch viel Klärungsbedarf.
Um die fachlichen Auseinandersetzungen in der Kinder- und Jugendhilfe zum Thema Gesundheitsförderung zu befördern, war der AGJ deswegen diese Fokussetzung der jetzigen Ausgabe des FORUM Jugendhilfe wichtig. Neben einem einführenden Beitrag zur Gesundheitsförderung und Prävention in der Kinder- und Jugendhilfe von Prof. Dr. Anna Lena Rademaker erwarten Sie Artikel zu den Handlungsempfehlungen der IMA, dem ÖGD-Pakt, den Frühen Hilfen, der Gesundheitsförderung in der Kita, den Herausforderungen der Pandemie für junge Menschen und ihre Familien sowie ein Bericht des Praxisprojekts GUT DRAUF.
AGJ (Hg.) /2022): FORUM Jugendhilfe 2/2022. Berlin. Das Einzelheft kostet 10 Euro zzgl. Versandkosten.
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